Fensterreinigung: Putzkessel, Gummilippe oder Roboter?
Da braucht es mehr als ein Gummirakel
Putzequipen besingen ihr Leid, wenn sie Fenster sehen. Nichts denken dabei, ist die beste Taktik. Alles schön nacheinander: einsprühen, abziehen, mit richtigem Druck, richtigem Winkel, richtigem Mittel. Gerät und Handhabung sind zentral, um keine Schlieren, Tropfen oder Streifen zu hinterlassen. Im Gegensatz zu anderen Tätigkeiten ist das Fensterputzen die Königsdisziplin. Wer sie beherrscht, weiss viel über das Putzen an sich.
Fenster und Glastüren sind eine Herausforderung. Spinnweben, Vogeldreck, Insektenkot, vom Platzregen via Fensterbrett verspritzte Scheiben, Maden und Blütenstaub in den Schliesslitzen, kaum erreichbare Ober- und Zwischengläser. Werbefotos zeigen nie die Wirklichkeit; abgebildet werden saubere Scheiben in gut erreichbarer Höhe.
Zeitpunkt
Je dreckiger und kleinteiliger das Glas, umso weniger Vögel wollen durchfliegen. Das ist ein erfreulicher Fakt für die Vogelfreunde. Doch das Gefühl der Weite hat man halt nur, wenn man nach aussen glasreine Sicht hat. Weil schlechte Sicht im Winter weniger stört und Pollenflug, nistende Vögel, schlüpfende Insekten «vorbei» sind, ist die zweite Junihälfte die beste Zeit für die jährliche Putzerei. Damit die Sonne das Sprühwasser nicht unmittelbar trocknet, sollte die Reinigung nicht bei direkter Sonneneinstrahlung ausgeführt werden. Aber auch starker Wind oder Regen gefährden das Putzergebnis. Doch wie komme ich da nur hin? Aufs Fensterbrett steigen? Leiter anstellen? Ein Team mit Hebebühne organisieren? Welches Gerät ist das vernünftigste?
Vorgehen
Zuerst werden die Fensterrahmen und -scheiben von innen geputzt (und von rechts nach links abgezogen). Mit Sprühputzmittel oder in heissem Wasser gelöster Klarspüler, mit Lappen, Mikrofasertuch oder Haushaltpapier kommt man gut voran. Metallklingen entfernen hartnäckigen Dreck. Einige Profis schwören auf Brennesselsud, Zwiebelabrieb, Speiseöl oder Nagellackreiniger. Bei gut zugänglichen Flächen leistet eine Gummilippe oder ein Akku-Handabzieher gute Dienste. Das Erdgeschoss ist zumeist auch aussen mit demselben Vorgehen machbar. Wenn die Scheiben von oben nach unten, in leichten Bögen, abgezogen werden, sieht man, auf welcher Seite noch Schlieren vorhanden sind.
Evtl. braucht es etwas mehr Wasser, um den Schmutz vor allem auf den Fensterbänken oder von den bodenlangen Scheiben vorerst wegzuspülen. Das kann man auch mit einem Gartenschlauch tun, doch Achtung: Nicht alle Fenster sind womöglich dicht, sodass Wasser in die Fensterfugen und von dort in die Wohnung rinnt. Zudem tropft es in die gute Stube, wenn man die Fensterflügel öffnet und nachputzen will. Zum dritten hängt das Wasser unter der oberen Gummidichtung und fliesst dann runter, wenn die Fenster bereits fertig geputzt sind.
Handarbeit
Hohe Bürogebäude werden von oben nach unten geputzt. In einem Lift gleitet der Putzmann mit seinem Werkzeug entlang, in schwindelerregender Höhe. Oder die Putzautomatik ist voreingestellt und reinigt effizient in der Nacht bei Günstigstrom. Der gewöhnliche Hausbesitzer hingegen, der keine Balkone hat – es werden heute weniger solche gebaut, weil sie ohnehin zumeist nur als Abstellraum für Kehricht genutzt werden, und man ohnehin lieber gleich hinaus auf den Fitnessparcours oder die Ferieninsel geht –, hat ein Problem mit seinen grossen Fenstern. Bis etwa zwei Meter fünfzig Höhe lässt sich die Arbeit also in Handarbeit machen, evtl. mit einer Leiter. Aber die festverglasten Fenster im ersten und zweiten Stock? Hinter dem Haus bei unzugänglichen Stellen? Und die Rahmen und Fensterbänke, die Glasfassaden von kleineren Bürogebäuden? Um in die Höhe zu kommen, braucht es vom Boden aus Gerüste oder Hebebühnen. Eine kostengünstigere Alternative dazu sind Teleskopstangen, die man entweder ausziehen oder aus Einzelteilen zusammenstecken kann. Metallstangen leiten Strom, Glasfaserstangen hingegen nicht. Bei beiden Ausführungen besteht das Problem der Federung; man hat keinen Druck mehr auf die Scheibe, je höher man kommt. Carbonfaserstangen sind zwar teurer, doch dafür weniger biegsam, was sich bei grösserer Höhe positiv auswirkt. Deren Maximalhöhe ist bei 9 Metern limitiert. Das Problem aller Teleskopstangen ist die Putztechnik: Wie kommt das Putzmittel in diese Höhe? Wie kommt das Flüssige wieder runter und wo landet es? Und lohnt die kleine Putzfläche auf grossen Fensterflächen?
Reinwassergeräte
Für grössere Flächen, weitere Höhen oder häufigeren Sauberkeitsbedarf gibt es professionelle Systeme mit entmineralisiertem Wasser. Die Geräte pumpen einerseits das über einen Harzfilter oder über ein Umkehrosmosegerät gereinigte Wasser in die entsprechende Höhe mittels Teleskopstangen. Anderseits wird das Wasser über einen Bürstenwaschkopf verteilt und gleich wieder abgesaugt. Aufgrund des mineralien-, d.h. vor allem kalkfreien Wassers erübrigt sich ein Abziehen; die Scheibe trocknet rückstandslos ab. Zuleitungen können weit über 100 Meter betragen, erreicht werden bis zu 18 Meter Höhe. Logischerweise kostet diese Variante etwas mehr als Bockleiter und Putzkessel. Aber sie ist stattdessen sicherer und bequemer als auf ein Fensterbrett hinauszustehen und einhändig mit Wischmop und Abzieher über dem Abgrund zu hantieren.
Firmen, die für Reinigungen spezialisiert sind, finden Sie auch im Branchenregister auf Handwerk.ch